Die Macht des Lichts für unser Glück

Und die Macht der Dunkelheit für unseren Schlaf

von Harald Wolf

Licht beeinflusst die Bildung des Schlafhormons Melatonin. Licht, vor allem auch künstliches Licht („Blaulicht“), das von Fernseher, PC, Handy, etc. ausgeht, hemmt die Bildung von Melatonin. Dadurch, dass wir in unserer modernen Welt ständig künstlichem Licht ausgesetzt sind, kann unser Tag-Nacht-Rhythmus aus den Fugen geraten – Schlafstörungen und Müdigkeit am Tag können die Folge sein.

Im Wandel der Jahreszeiten

Im Sommer benötigen wir weniger Schlaf als im Winter. Im Winter, wenn es draußen noch dunkel ist, fällt es uns deutlich schwerer, aufzustehen. Auch das Aufraffen am Abend, wenn es schon wieder dunkel ist und wir noch einmal losmüssen, fordert deutlich mehr Mühe.

Unser Körper ist natürlicherweise nicht darauf eingestellt, in der Dunkelheit Leistung zu bringen. Die Zeit der Dunkelheit ist zum Ausruhen und Regenerieren gedacht – sowohl die Nacht als auch die dunkle Jahreszeit. Unsere Vorfahren haben im Sommer viel und lange gearbeitet, um Fettreserven bzw. später Lebensmittelvorräte für den Winter anzusammeln. – Hell genug ist es im Sommer ja bis spätabends. Im Winter zehrte man von den Reserven und ließ es ruhig angehen. Dieser Rhythmus im Wechsel der Jahreszeiten lässt sich auch bei den meisten Tieren erkennen. Doch unser modernes Leben macht da keinen Unterschied. Wir gehen meist viele Stunden nach Einbruch der Dunkelheit ins Bett. – Kein Wunder, dass wir im Winter oft so müde und antriebslos sind.

Camping bringt die innere Uhr ins Gleichgewicht

Eine Studie der University of Colorado Boulder (Stothard et al., 2017) ergab nun, dass bereits ein Campingwochenende in der Natur die biologische Uhr wieder richtigstellen kann. Die Studienteilnehmer, die im Sommer campten, erhielten tagsüber viermal so viel Tageslicht wie sonst. Der abendliche Melatonin-Anstieg war nach dem Wochenende 1,4 Stunden früher als gewöhnlich. Im Winter bekamen die Probanden beim Camping sogar 13-mal so viel Tageslicht wie in ihrer gewohnten Umgebung und ihr Melatoninspiegel stieg nach dem Campingwochenende 2,6 Stunden früher an als vorher. Während des Campings gingen sie früher ins Bett und schliefen länger. Ihre biologische Nacht hatte sich natürlicherweise an die Jahreszeit angepasst.

Dr. Ludwig M. Jacob: „Ich bin wetterfühlig. Bei bestimmten Wetterlagen habe ich einen Blutdruck von 100 zu 60. Dann macht es für mich einen großen Unterschied, ob ich draußen in der Natur bin und dort die Zeit verbringe. Meist arbeite ich am Notebook oder gehe Spazieren und denke dabei nach. Probieren Sie es einfach mal aus. Nach etwa 30-60 Minuten draußen steigt der Energiepegel, auch bei Wetterlagen, die einen normal müde machen. Selbst bei bedecktem Himmel und Regen gibt es draußen übrigens viel mehr Licht (gemessen in LUX) als in Büroräumen.“

Der soziale Jetlag

Doch auch nach solch einem Zurücksetzen der biologischen Uhr muss ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus beibehalten werden, um das Ergebnis aufrechtzuerhalten. Wer beispielsweise in der Woche einen festen Rhythmus hat, am Wochenende jedoch länger aufbleibt und morgens lange schläft, den trifft am Montag der „soziale Jetlag“, das Ergebnis der verschobenen Schlafenszeit am Wochenende.

Wer es nicht zum Camping-Wochenende schafft, kann darauf achten, möglichst viel Tageslicht abzubekommen und rechtzeitig vor dem Schlafen Fernseher, Smartphone und Co. auszuschalten. Im Sommer steckt der Körper langes Aufbleiben und frühes Aufstehen deutlich besser weg als im Winter. In der dunklen Jahreszeit freut er sich dagegen, wenn Sie es etwas langsamer angehen lassen und sich selbst mehr Schlaf gönnen.

Stothard et al. (2017): Circadian Entrainment to the Natural Light-Dark Cycle across Seasons and the Weekend. Curr Biol; 27(4):508-513.

Marshall L (2017): Can't get to sleep? A wilderness weekend can help. URL: http://www.colorado.edu/today/2017/02/01/cant-get-sleep-wilderness-weekend-can-help (09.05.2017)

 

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