Melatonin: das Schlafhormon und was Sie darüber wissen sollten
Was ist Melatonin? Welche Lebensmittel enthalten Melatonin? Warum sollte ich Melatonin einnehmen?
von Amelie Stein
Was ist Melatonin?
Melatonin ist ein natürliches Hormon, das gemeinsam mit den Hormonen Serotonin und Cortisol den Tag-Nacht-Rhythmus unseres Körpers steuert. Dieser sogenannte zirkadiane Rhythmus ist essentiell für einen guten Schlaf. Und ein guter Schlaf in der Nacht beeinflusst natürlich auch unser Wohlbefinden am Tag.
Melatonin wird hauptsächlich im Gehirn in der Zirbeldrüse (Hypophyse) gebildet, aber auch im Magen-Darm-Trakt und anderen Bereichen des Körpers. Der Melatoninspiegel im Blut unterliegt einem Tag-Nacht-Rhythmus; die Produktion wird durch Licht und Dunkelheit geregelt. Melatonin wird vor allem in der Dunkelheit ausgeschüttet, es erzeugt Müdigkeit und wirkt schlaffördernd. Zusätzlich reguliert das Hormon verschiedene Stoffwechselprozesse, die in der Nacht aktiviert oder aber reduziert werden. Mitten in der Nacht erreicht die Melatonin-Ausschüttung ihren Höhepunkt und fällt bis zum Morgen wieder ab. Der Melatoninspiegel ist nachts etwa zehnmal so hoch wie tagsüber.
Wie wird der Melatonin-Spiegel beeinflusst?
Die Melatonin-Produktion wird durch Licht gehemmt. Der normale Tag-Nach-Zyklus kann daher gestört werden, wenn man etwa tagsüber zu wenig oder abends zu hellem Licht ausgesetzt ist. Blaulicht aus elektronischen Geräten (TV, PC, Tablet, Handy) ist in diesem Zusammenhang besonders problematisch, denn es wird von ihrem Körper als Tageslicht interpretiert. Im Schlafzimmer sollte es so dunkel wie möglich sein, denn auch während des Schlafes werden Lichtreize wahrgenommen und an das Gehirn weitergeleitet. Auch unregelmäßige Tagesabläufe, wie sie z. B. bei Schicht-Arbeit oder durch Jetlag auftreten, oder aber eine Sehschwäche können den Melatoninzyklus beeinträchtigen und u. a. das Einschlafen erschweren.
Als es noch kein elektrisches Licht gab, haben die Menschen ihre Wachzeiten automatisch an die Lichtverhältnisse angepasst. So ist es auch natürlich, dass der Mensch im Sommer aktiver ist und im Winter mehr Ruhe und Schlaf benötigt.
Die körpereigene Produktion von Melatonin nimmt mit dem Alter ab. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, dass ältere Menschen weniger Schlaf benötigen – aber auch dass sie häufiger schlecht ein- oder durchschlafen.
Kann ich Melatonin über Lebensmittel aufnehmen?
Melatonin ist in geringen Mengen auch in Lebensmitteln enthalten. Denn auch in Pflanzen und Tieren reguliert Melatonin Stoffwechselprozesse, die einem Tag-Nacht-Rhythmus folgen. Der Verzehr melatoninhaltiger Lebensmittel lässt die Konzentration des Hormons im Blut ansteigen, was sich auch positiv auf das Schlafverhalten auswirkt (Meng et al., 2017).
Nüsse, insbesondere Pistazien weisen den höchsten Melatonin-Gehalt unter den Lebensmitteln auf. Auch einige Pilz- und Getreidearten sind Quellen für Melatonin. Insgesamt ist der Melatonin-Gehalt von Lebensmitteln jedoch gering und liegt von Ausnahmen abgesehen im Mikrogramm-Bereich.
Wann sollte man Melatonin Präparate einnehmen?
Wer abends Schäfchen zählt und trotz Verhaltensänderungen (Schlaftipps s. u.) nicht besser einschlafen kann, kann Melatonin als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen.
Um das Einschlafen zu fördern, ist der richtige Zeitpunkt für die Einnahme von Melatonin kurz vor dem Schlafengehen. Dies können wenige Minuten bis etwa eine halbe Stunde sein, denn die Wirkung von Melatonin setzt – je nach Einnahmeart (s. u.) – innerhalb von kurzer Zeit ein. Für Erwachsene liegt die Dosierung in der Regel bei 1 mg Melatonin.
Wie schnell und wie lange wirkt Melatonin?
Melatonin kann über den Verdauungstrakt oder über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Bei Aufnahme über die Mundschleimhaut gelangt das Melatonin direkt ins Blut. Eine Lutschtablette ermöglicht daher eine schnellere Wirkung als die Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt.
Melatonin, das über eine Tablette geschluckt wird, gelangt langsamer in den Blutkreislauf, wodurch eine spätere und längere Melatonin-Wirkung erzielt werden kann. Beide Einnahmewege haben daher ihre Berechtigung.
Dr. Jacob's Melatonin B12 forte enthält 3 mg Melatonin pro Tablette und kann für eine schnellere Wirkung geluscht oder aber für eine längere Wirkung geschluckt werden.
Normalerweise wird Melatonin im Körper relativ schnell abgebaut. Die Halbwertszeit liegt bei ca. 30–60 Minuten. Das bedeutet, dass nach dieser Zeit noch die Hälfte des Melatonins im Körper vorhanden ist. Trotzdem sollte Melatonin nicht mitten in der Nacht (erneut) eingenommen werden, um Nachwirkungen nach dem Aufstehen zu vermeiden.
Wo kann ich Melatonin kaufen?
Melatonin wird in der Regel in der Apotheke und im Internet verkauft. Kaufen Sie Melatonin nur von vertrauenswürdigen Herstellern. Angebote, bei denen wichtige Informationen wie Zutaten, Dosierungsangaben, Warnhinweise oder Angaben zum Hersteller fehlen, sind unseriös und mit Vorsicht zu genießen.
Melatonin ist in der Regel in Tablettenform erhältlich, aber z. B. auch als Schlafspray oder zum Einatmen. Solche Produkte können jedoch leicht zur Überdosierung führen und sind zudem deutlich teurer als Melatonintabletten.
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Melatonin wird auch in Kombination mit Pflanzenextrakten angeboten, z.B. Schlaf schön.
Ist Melatonin sicher?
Melatonin ist ein Hormon, das vom Körper auch selbst hergestellt wird. In physiologischen Mengen, d. h. in Mengen, die der Körper auch selbst produzieren würde, ist es daher sicher und auch Nebenwirkungen werden in der Regel keine beobachtet.
Die Empfindlichkeit für Melatonin ist allerdings individuell unterschiedlich. Aus diesem Grund kann es nach der Einnahme von Melatonin in Einzelfällen zu verstärkter Morgenmüdigkeit und erhöhter Schläfrigkeit am Tag kommen. In diesem Fall dürfen keine Fahrzeuge gesteuert oder Maschinen bedient werden.
In höherer Dosierung kann Melatonin leicht blutverdünnend wirken (Wirtz et al, 2008). Dieser Effekt wurde bei einer Dosierung von 3 mg pro Tag beobachtet und sollte von Personen, die Probleme mit der Blutgerinnung haben oder Blutverdünner einnehmen, beachtet werden. Im Zweifel ist es ratsam, die Einnahme von Melatonin mit dem behandelnden Arzt abzusprechen.
Aufgrund fehlender Daten zur Sicherheit sollten Kinder, Schwangere und Stillende auf die Einnahme von Melatonin besser verzichten bzw. diese mit dem Arzt absprechen.
Tipps für eine natürliche Melatoninproduktion
Unser Melatoninspiegel wurde Jahrtausende lang vom natürlichen Wechsel von Tag und Nacht reguliert. Heutzutage wird er durch unsere moderne Lebensweise und künstliches Licht häufig aus dem Takt gebracht. So verhelfen Sie Ihrem Körper zu einem natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus:
- Halten Sie sich tagsüber möglichst oft im Freien auf. Auch bei bedecktem Himmel bekommt der Körper draußen deutlich mehr Licht als in Innenräumen.
- Bevorzugen Sie drinnen helle Räume oder machen Sie das Licht an.
- Verzichten Sie vor dem Schlafengehen auf technische Geräte, die blaues Licht ausstrahlen, wie Handy, Tablet, Fernseher etc., oder nutzen Sie einen Blaulichtfilter.
- Dunkeln Sie Ihr Schlafzimmer so weit wie möglich ab. Ist dies nicht ausreichend möglich, tragen Sie eine Augenmaske.
- Licht sendet Ihrem Körper morgens ein Wachsignal. Nutzen Sie z. B. einen Lichtwecker oder lassen Sie das Rollo morgens automatisch hochgehen.
- Regelmäßige Aufsteh- und Zubettgehzeiten helfen dem Körper im Rhythmus zu bleiben. Halten Sie die Zeiten daher auch am Wochenende einigermaßen ein.
- Richten Sie Ihre Wachzeiten mehr nach dem Tageslicht aus, d. h. stehen Sie früher auf und gehen Sie dafür früher ins Bett.
Noch besser Schlafen:
- Neben Licht können Sie noch andere Faktoren vom Schlaf abhalten. Lesen Sie hier, worauf Sie achten sollten!
- Haben Sie schon einmal vom sozialen Jetlag gehört? Lesen Sie jetzt, was es damit auf sich hat.
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1) Melatonin trägt dazu bei, die Einschlafzeit zu verkürzen. Diese positive Wirkung stellt sich ein, wenn Sie kurz vor dem Schlafengehen 1 mg Melatonin einnehmen.