Wenn der Bauch grummelt

Vom Reizdarm bis zum lecken Darm

von Harald Wolf

Dr. Jacob's Funktionelle Magen-Darm-Probleme wie Reizdarm

„Das ist mir auf den Magen geschlagen“ - eine Aussage, die vielen von uns bekannt vorkommt. Funktionelle Magen-Darm-Probleme wie etwa das Reizdarmsyndrom, die keinen offensichtlichen Grund haben, tun wir oft vorschnell als psychisch bedingt ab.

Oft ist die Ursache aber tatsächlich eine organische. So können zum Beispiel Störungen der Darmflora und der Darmbarriere oder eine gesteigerte Aktivität des darmeigenen Nervensystems Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit oder Völlegefühl auslösen.

Werden die Transporter gehemmt, die bestimmte Nahrungsbestandteile vom Darm in die Schleimhautzellen schleusen, kann der Körper diese Stoffe  nicht richtig verarbeiten. Dies kennen wir als Unverträglichkeit. Bei einer Fruktosemalabsorption, kann der Körper den durch die Nahrung zugeführten Fruchtzucker nicht verstoffwechseln. Eine Folge davon kann das Reizdarmsyndrom sein.

Fruktosemalabsorption und Laktoseintoleranz

Fruktose, also Fruchtzucker, kann vom menschlichen Körper in Mengen von bis zu 35-50 g am Tag aufgenommen werden. Doch bei etwa jedem dritten Erwachsenen und zwei von drei Kleinkindern ist die Aufnahme des Fruchtzuckers gestört. Liegt eine Malabsorption vor, reagiert der Körper bereits nach der Aufnahme geringerer Mengen Fruktose mit Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall.

In diesen Fällen kann der Körper den Fruchtzucker im Dünndarmbereich nicht schnell genug aufnehmen. Gelangt er dann in tiefere Darmabschnitte, wird er von Darmbakterien verstoffwechselt. Damit geht eine Gasbildung einher, die für unangenehme Blähungen sorgt. Zudem wird die Konsistenz des Stuhls verflüssigt und es kann zu Durchfällen kommen.

Fruktosemalabsorption

Wer von einer Fruktosemalabsorption betroffen ist, sollte die Aufnahme von Fruktose verringern. Auch Stoffe wie Mannit, Sorbit, Oligofruktose und Inulin sollten möglichst gemieden werden. Xylit hingegen ist oft noch verträglich – allerdings auch nur in Maßen. Auf Lebensmittel, die viel Sorbit und mehr Fruktose als Glukose enthalten, sollten Betroffene verzichten. Dazu gehören Obst wie z. B. Birnen und Äpfel und deren Säfte sowie viele Fertigprodukte und Kaugummi.

Schwellenwert für Fruktoseaufnahme

Es ist möglich, den individuellen Schwellenwert für die Fruktoseaufnahme herauszufinden und die Ernährung entsprechend anzupassen. Ähnlich verhält es sich bei einer Laktoseintoleranz. Hier kann der Dünndarm die enthaltene Galaktose nicht aufnehmen. Dadurch werden Galaktose oder Fruktose zu Bakterienfutter. Dadurch werden zum einen Beschwerden wie Blähungen und Durchfall verursacht. Zum anderen fördert dies auf Dauer eine Einwanderung und einen Zuwachs von Bakterien im Dünndarm und damit eine bakterielle Fehlbesiedlung des Darms. Denn die Bakterien gehören in den Dick-, nicht den Dünndarm.

Bakterielle Fehlbesiedlung des Darms

Darmbakterien verarbeiten die unverdaulichen Bestandteile unserer Nahrung, vor allem Ballaststoffe und fermentierbare Mehrfachzucker. Daraus wird einerseits Energie gewonnen. Andererseits werden Gase gebildet, die ab einer gewissen Menge unangenehme und auch schmerzhafte Folgen haben. Eine übermäßige Bildung solcher Gase kann auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit hindeuten. Die Ursache kann jedoch auch eine SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) sein, eine bakterielle Fehlbesiedlung des Darms.

Diese entsteht, wenn bestimmte Lebensmittel trotz einer Unverträglichkeit in zu großen Mengen konsumiert werden. Die im Dünndarm nicht aufgenommenen fermentierbaren Zucker sorgen für eine Zunahme der Bakterien im Dünndarm und dadurch für Blähungen im oberen Bauchbereich, die etwa eine halbe bis 1 Stunde nach der Nahrungsaufnahme auftreten. Am schnellen Eintritt ist auch die Dünndarmfehlbesiedlung zu erkennen. Blähungen im Dickdarm treten erst viel später nach einer Mahlzeit auf. Die daraus folgende Überdehnung des Darms und die bakterielle Fehlbesiedlung können auf Dauer zum Leaky Gut Syndrom führen.

Leaky Gut Syndrom – wenn der Darm nicht mehr dicht hält

Normalerweise verhindert die Darmschleimhaut, dass unser Blut in direkten Kontakt mit dem Darminhalt kommt. Beim Leaky Gut Syndrom handelt es sich um die erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand. Diese lässt Nahrungsproteine sowie Gifte und Antigene von Bakterien und Pilzen unverdaut in den Blutkreislauf gelangen. Das Immunsystem reagiert darauf mit der Bildung von Antikörpern gegen allergene Proteine aus der Nahrung und die bakteriellen Antigene. Die Folge ist eine eigentlich nicht notwendige Immunreaktion des Körpers gegen ein Lebensmittel. Der Körper reagiert allergisch. Um die Entwicklung von Allergien zu vermindern, sollten geringere Mengen von Allergenen aufgenommen werden. Heilt die Darmschleimhaut, verschwinden häufig auch die Lebensmittelallergien. Häufig steckt ein Leaky Gut Sydrom auch ursächlich hinter chronischer Müdigkeit und Fibromyalgie.

Die empfohlene Ernährung bei SIBO und Leaky Gut Syndrom

Wer an SIBO oder dem Leaky Gut Syndrom leidet, kann mit einer gezielten Ernährung die Symptome lindern. Bei der sogenannten FODMAP-Diät verzichten Betroffene auf bestimmte Lebensmittel, die Beschwerden auslösen können. Die positive Wirkung der FODMAP-Diät ist wissenschaftlich inzwischen gut belegt. FODMAP ist übrigens kein Schreibfehler, sondern steht für Fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole. Damit sind eben jene Stoffe gemeint, die zum Beispiel beim Reizdarmsyndrom Beschwerden verursachen. Folgende Lebensmittel sollten Betroffene 6 Wochen lang meiden:

  • Hülsenfrüchte, Kohlgemüse, Knoblauch, Zwiebeln, Artischocken, Weizen
  • fruktosereiches Obst, fruktosereiche Fertigmahlzeiten und Soft Drinks
  • Süßstoffe mit Sorbitol, Mannitol oder Xylitol

Nach der 6-wöchigen Ausschlussdiät können die einzelnen Lebensmittel nach und nach wieder aufgenommen werden. Dabei sollte die Dosierung langsam gesteigert werden, um die individuell verträgliche Dosis zu ermitteln.

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Quellen

  • http://www.siboinfo.com/overview.html
  • Thomas JR, Nanda R, Shu LH (2012): A FODMAP Diet Update: Craze or Credible? Practical Gastroenterology; 36 (12): 37-46.

Interessante Links zu FODMAPs

 

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