Mehr Leistung aus Pflanzenkraft
Warum haben Pferde mehr Muskelleistung als Tiger und Geparden?
von Dr. Ludwig Manfred Jacob
Der Gepard: Das schnellste Tier der Welt?
Der Gepard gilt als schnellstes Landtier der Welt und ist berühmt dafür, dass er im Lauf bis zu 100 km/h erreichen kann. Eine Studie aus dem Magazin Nature zeigt jedoch: Tatsächlich bleiben die Geparden häufig deutlich unter den oftmals zitierten Maximalwerten und erreichen bei den meist weniger als 200 Meter langen Sprints eine mittlere Höchstgeschwindigkeit von nur 54 Kilometern pro Stunde. Zudem hält der Gepard diese hohe Geschwindigkeit nur für sehr kurze Zeit. Danach ist er so geschwächt, dass er eine längere Pause zur Regeneration benötigt und sich erst einmal eine halbe bis mehrere Stunden lang ausruhen muss.
Ein Pferd erreicht im Galopp durchschnittlich 40-50 km/h und sogar eine Spitzengeschwindigkeit von 70 km/h. Das Rennpferd Hawkster erzielte auf 2414 Metern eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 61 km/h. Sogar auf eine Distanz von 160 km kann ein Pferd im Durchschnitt 20 km/h zurücklegen. Hinsichtlich der Ausdauerleistung ist das Pferd dem Geparden also weit überlegen.
Warum Katzen viel schlafen und Pferde viel leisten
Eine hohe Proteinzufuhr über die Nahrung belastet Leber und Nieren. Pferde ernähren sich rein pflanzlich und nehmen über ihre Nahrung nur wenig Protein auf. Die fleischfressenden Raubkatzen müssen dagegen große Mengen an Protein verwerten.
Bei der Verwertung des aufgenommenen Proteins entsteht immer auch Ammoniak. Ammoniak ist giftig und muss von der Leber abgebaut werden. Da die Leber auch für den Energiestoffwechsel zuständig ist, wird dieser bei einer hohen Proteinzufuhr beeinträchtigt. Die Ammoniak-Entgiftung geht zu Lasten der Energiegewinnung und des Abbaus von Stoffwechselsäuren. Dies führt zu einem Energiemangel, dem sogenannten „Ammoniak-Kater“: Betroffene fühlen sich müde, niedergeschlagen und energielos – ähnlich wie bei einem milden Alkohol-Kater.
Die Leber einer fleischfressenden (Raub-)Katze ist mit der Entgiftung des Ammoniaks aus ihrer proteinreichen Beute beschäftigt. Dies behindert die Energiegewinnung und macht sie so chronisch etwas missmutig und müde – typische Symptome des „Ammoniakkaters“. Zusätzlich schadet das Ammoniak den Nieren, weshalb Katzen häufig an Nierenversagen sterben.
Pferde müssen nicht nur mit deutlich weniger Ammoniak zurechtkommen, sie können über ihren sauren Stuhl auch viel mehr Ammoniak (in Form von Ammoniumsalz) ausscheiden als Katzen. (Dies sorgt für den stechenden Geruch im Pferdestall.) Die Pferdeleber steht damit voll für den Energiehaushalt zur Verfügung.
Mehr Leistung aus Pflanzenkraft
Im Tierreich wird ausdauernde körperliche Leistung von Pflanzenfressern, wie z. B. Pferden, Ochsen oder Elefanten, erbracht. Auch die Muskelmasse eines Gorillas bildet sich auf der Basis pflanzlicher Nahrung. Fleischfresser können nur für kurze Spitzenleistungen Kraft aufbringen und ermüden dann schnell. Während eine Katze und andere reine Fleischfresser einen Großteil ihres Lebens mit Schlafen verbringen, was typisch für eine hohe Ammoniakbelastung ist, können Pflanzenfresser, deren Nahrung den Stoffwechsel viel weniger belastet, hohe Dauerleistungen erbringen.
Übrigens ist nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch die Lebenserwartung bei den größeren, pflanzenfressenden Säugetieren im Durchschnitt wesentlich höher als bei reinen Fleischfressern.
Prof. Valter Longo ist der weltweit führende Wissenschaftler im Bereich Lebensverlängerung und Intervall-Fasten und konnte nachweisen, dass proteinreiche Ernährungsformen nicht nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch den Alterungsprozess selbst fördern. Er schreibt: „Wenn Sie sich multidisziplinäre Studien ansehen, stellen Sie fest, dass eine Ernährung mit hohen Gehalten an Protein und gesättigten Fetten sowie wenigen Kohlenhydraten eine der schlechtesten für Ihre Gesundheit ist. Völker mit Rekord-Langlebigkeit essen nicht so.“
Die Antwort auf die Frage „Warum haben Pferde mehr Muskelleistung als Tiger und Geparden?“ ist also einfach: Weil sie viel weniger Protein fressen und damit weniger verstoffwechseln müssen.