Viel Trinken kann Leben retten

von Harald Wolf

Wasser halbiert Risiko für tödliche Herzerkrankungen

Ergebnisse der Adventist Health Study, einer großen Studie mit über 20.000 Teilnehmern, zeigen, dass reichliches Trinken Leben retten kann: Männer, die fünf oder mehr Gläser (à 240 ml) Wasser am Tag tranken, hatten ein um 54 % reduziertes Risiko, eine tödlich verlaufende koronare Herzkrankheit zu entwickeln im Vergleich zu Männern, die lediglich zwei oder weniger Gläser Wasser am Tag tranken. Bei Frauen reduzierte eine hohe Wasserzufuhr das Risiko um 41 % (Chan et al., 2002).

Andere Getränke hatten allerdings den gegenteiligen Effekt! Das Risiko wurde durch eine hohe Zufuhr (≥ 5 Gläser vs. ≤ 2 Gläser pro Tag) anderer Flüssigkeiten* erhöht: bei Männern um 46 %, bei Frauen sogar um 147 %.

Das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt ist am Morgen bis zu viermal so hoch

Die gefährlichste Zeit für Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Notfälle ist am Morgen. In den ersten drei Stunden nach dem Aufstehen ist das Risiko für einen Herzinfarkt durchschnittlich verdoppelt, in der ersten Stunde im Vergleich zur Nacht sogar vervierfacht (Ridker et al., 1990; Muller 1989; Willich et al., 1989).

Daran sind viele Mechanismen beteiligt, insbesondere der morgendliche Blutdruck-Anstieg, bestimmte Hormone (Adrenalin, Cortisol) und eine erhöhte Blutgerinnung. Die offensichtlichste Ursache wird meist vergessen: In der Nacht verliert unser Körper durch Atmung und Schwitzen einen halben Liter Wasser und mehr! Dies führt zu einer Verdickung des Blutes und zu verringertem Blutfluss. Damit die Blutversorgung aufrechterhalten bleibt, müssen Blutdruck und Herzschlag erhöht werden.

 

Füllen Sie morgens gleich nach dem Aufstehen Ihren Wasserstand auf!

Trinken Sie möglichst gleich morgens direkt nach dem Aufstehen einen halben Liter (warmes) Wasser, um den Flüssigkeitsverlust in der Nacht auszugleichen. Trinken Sie ruhig auch während der Nacht ein Glas Wasser, falls Sie ohnehin wach sind.

Eineinhalb bis zwei weitere Liter trinken Sie am besten gut über den Tag verteilt, damit der Körper dauerhaft mit ausreichend Flüssigkeit versorgt ist. Auch am Abend sollten Sie nicht etwa auf das Trinken verzichten, um nächtliche Toilettengänge zu vermeiden.

Wer zu viel auf einmal trinkt, hat übrigens nichts davon: Da der Körper große Mengen Flüssigkeit auf einmal nicht verarbeiten kann, scheidet er den Rest einfach wieder aus.

Ist zu viel Trinken gefährlich?

Nicht selten wird betont, dass zu viel Trinken gefährlich sei und den Natriumspiegel im Blut zu stark senken könne (Hyponatriämie). Hierfür sind aber sehr große Mengen Flüssigkeit in wenigen Stunden nötig. Ansonsten scheidet ein gesunder Mensch (ohne Nieren-, Herz- oder Lebererkrankung) überschüssige Flüssigkeit einfach wieder aus. Das Risiko eines Wassermangels ist deutlich höher als das einer Überversorgung.

Die Hyponatriämie entsteht in der Regel nicht allein durch zu viel trinken. Problematisch ist vor allem die Kombination mit Entwässerungsmedikamenten (Diuretika), die nicht nur zum Verlust von Wasser, sondern auch zu einer vermehrten Ausscheidung von Mineralstoffen einschließlich Natrium führen.

Ausreichend zu trinken fällt Ihnen nicht immer leicht? Lesen Sie unsere 8 Trinktipps und machen Sie Trinken zu Ihrer Gewohnheit!

 

Literatur

  • Chan J, Knutsen SF, Blix GG, Lee JW, Fraser GE (2002): Water, Other Fluids, and Fatal Coronary Heart Disease. The Adventist Health Study. Am J Epidemiol; 155(9): 827-833.
  • Muller JE (1989): Morning Increase of Onset of Myocardial Infarction. Implications Concerning Triggering Events. Cardiology; 76:96–104.
  • Ridker PM, Manson JE, Buring JE, Muller JE, Hennekens CH (1990): Circadian variation of acute myocardial infarction and the effect of low-dose aspirin in a randomized trial of physicians. Circulation; 82:897-902
  • Willich SN, Linderer T, Wegscheider K, Leizorovicz A, Alamercery I, Schroder R und die ISAM Study Group (1989): Increased Morning Incidence of Myocardial Infarction In the ISAM Study: Absence With Prior f-Adrenergic Blockade. Circulation; 80:853-858.

 

* Diese „anderen Getränke” setzten sich bei den Studienteilnehmern durchschnittlich folgendermaßen zusammen: Milch (44 %), Kaffee (18 %), Saft und Fruchtsaftgetränke (18 %), Tee und andere Heißgetränke (13 %), Softdrinks (5 %), heiße Schokolade (3 %), alkoholische Getränke (2 %).

 

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