Weniger Salz - mehr gesunde Lebensjahre

Salz ist jedes Jahr verantwortlich für weltweit 1,65 Millionen Herz-Kreislauf-Todesfälle

von Harald Wolf

Weniger Salz mehr gesunde Lebensjahre - Blutdrucksalz - Bluthochdruck

Über Kochsalz (Natriumchlorid) nehmen wir große Mengen an Natrium zu uns. In einer großen Studie untersuchten Forscher der Elite-Universität Harvard den Einfluss des weltweiten Natriumverzehrs auf die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu verwendeten sie Daten zur Natriumzufuhr aus 66 Ländern und werteten insgesamt über 350 Studien aus. Die Studie ergab für das Jahr 2010 eine weltweite durchschnittliche Natriumzufuhr von täglich 3,95 g. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt bei 1,5 g pro Tag. Dabei ist zu beachten, dass die Salzzufuhr in Studien meist anhand von Fragebögen erfasst und daher meist noch deutlich unterschätzt wird.

Die zu hohe Natriumzufuhr in Form von Salz verursachte weltweit innerhalb von einem Jahr 1,65 Millionen Herz-Kreislauf-Todesfälle (davon 61,9 % bei Männern und 38,1 % bei Frauen) und war für fast jeden zehnten Herz-Kreislauf-Todesfall verantwortlich. Über eine halbe Million der Betroffenen (40,4 %) war jünger als 70 Jahre (Mozaffarian et al., 2014).

Stressiger Lebensstil und Übergewicht machen Salz viel gefährlicher

Viele von uns hetzen heutzutage der Zeit hinterher und fühlen sich ständig gestresst. Was kaum jemand weiß: Dauerstress bringt eine hormonelle Umstellung des Körpers mit sich und erhöht die Blutspiegel von Cortisol und Aldosteron. Beide Hormone bewirken, dass weniger Wasser und Salz ausgeschieden werden. Dies ist besonders schädlich bei hoher Salzzufuhr. Die übermäßige Zurückhaltung von Wasser und Salz wird beispielsweise daran sichtbar, dass das Bindegewebe zunehmend aufschwemmt. Gefährlicher ist jedoch der steigende Blutdruck. Bluthochdruck löst meist kein Krankheitsgefühl aus. Dabei ist erhöhter Blutdruck – sogar noch vor dem Rauchen – inzwischen weltweit die Hauptursache für körperliche Beeinträchtigungen oder frühzeitigen Tod. Weitere mögliche Folgen der Kombination von Stress und hoher Salzzufuhr sind u.a. Erschöpfung, Übergewicht, Immunschwäche, Muskelschwäche, Knochenabbau, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu Herzinfarkt und Schlaganfall.

Natrium – viel zu viel bei fast allen

Die DGE nennt für Kochsalz einen Orientierungswert von 6 g pro Tag (ca. 1 Teelöffel). Die Schätzwerte für die angemessene Zufuhr wurden allerdings 2017 überarbeitet. Die DGE empfiehlt nun täglich 1,5 g Natrium und 2,3 g Chlorid, was 3,8 g Kochsalz entspricht (DGE, 2017).

In Deutschland nehmen die meisten Menschen deutlich mehr Natrium auf: Bei den Männern sind es im Durchschnitt ca. 4 g Natrium am Tag, was 10 g Kochsalz entspricht. Die Hauptquellen für Natrium sind Brot, Fertignahrungsmittel, salzige Würzen und Fleischwaren.

Lebensmittelindustrie und Politik in der Verantwortung

Weltweit bildet unser Land in Sachen Salzreduktion das Schlusslicht. Das lässt sich schon daran erkennen, dass zwar tausende kalorien- und zuckerreduzierte, kaum jedoch salzreduzierte Produkte angeboten werden. Da sich Salz vor allem in verarbeiteten Lebensmitteln versteckt, wird eine Verbesserung nur in Zusammenarbeit mit den großen Lebensmittelkonzernen möglich sein. Diese folgen aber leider meist nur aktuellen Trends und nicht der Sinnhaftigkeit und der Verantwortung gegenüber ihren Kunden.

Damit in der Lebensmittelindustrie endlich die erforderliche Salzreduktion erfolgt, wird es höchste Zeit, dass Politik und Medien die immense Bedrohung der Gesundheit durch eine hohe Salzzufuhr erkennen und thematisieren. Denn ohne einen Bewusstseinswandel beim Kunden und politische Vorgaben wird sich in Deutschland wenig ändern.

In Finnland wurde erkannt, dass die Ernährung wesentlich zur hohen Herz-Kreislauf-Sterblichkeit beiträgt. So konnten durch Kampagnen zur Salzreduktion und kaliumreichen Ernährung der Natriumverzehr um 40 % und die Sterblichkeit durch Schlaganfälle und Herzerkrankungen um 80 % gesenkt werden (WASH, 2008)! Die besten Kaliumquellen sind Kräuter, Gemüse, Obst, Nüsse und Hülsenfrüchte.

Hier finden Sie praktische Tipps zur Salzreduktion.

 

Literatur:

DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.) (2017): DGE aktualisiert die Referenzwerte für Natrium, Chlorid und Kalium. Presseinformation der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. vom 03.01.2017. URL: http://www.dge.de/presse/pm/dge-aktualisiert-die-referenzwerte-fuer-natrium-chlorid-und-kalium/ (01.12.2017).

Mozaffarian D, Fahimi S, Singh GM, Micha R, Khatibzadeh S, Engell RE, Lim S, Danaei G, Ezzati M, Powles J; Global Burden of Diseases Nutrition and Chronic Diseases Expert Group (2014): Global sodium consumption and death from cardiovascular causes. N Engl J Med; 371(7): 624-634.

WASH (World Action On Salt & Health) (2008): Finland. Salt Action Summary. May 2008. URL: http://www.worldactiononsalt.com/worldaction/europe/finland/ (24.04.2018).

 

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