Histamin-Intoleranz (HIT) und Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS)

Was ist das und was kann ich dagegen tun?

Pseudoallergie Histaminintoleranz

Was ist Histamin?

Histamin ist ein wichtiger Regulator zahlreicher Vorgänge im Körper. Es ist u.a. an der Immunreaktion, also an der Abwehr körperfremder Stoffe, beteiligt und ein zentraler Botenstoff bei Entzündungsreaktionen. Histamin erweitert die Blutgefäße und beeinflusst Vorgänge im zentralen Nervensystem, Atmungs- und Verdauungssystem. Histamin wird insbesondere in Mastzellen gespeichert, die bei allen Allergien und Pseudo-Allergien, insbesondere bei der Histaminintoleranz, eine wesentliche Rolle spielen.

Wenn zu viel Histamin zum Problem wird

Eine Histaminintoleranz (HIT) ist keine Allergie. Vielmehr liegt im Körper ein Histamin-Überschuss vor: Im Darm wird mehr Histamin freigesetzt als abgebaut werden kann. Histamin wird in der Regel als Mediator von (echten) allergischen Reaktionen ausgeschüttet, deswegen ähneln die Symptome der HIT denen einer echten Allergie. Histaminintoleranz wird daher auch als Pseudoallergie bezeichnet. Eine HIT kann verschiedene Ursachen haben und in unterschiedlichen Schweregraden auftreten. Grundlegend steckt hinter einer Histaminintoleranz immer ein Ungleichgewicht zwischen Histamin-Aufnahme/-Ausschüttung und Histamin-Abbau.

Die Menge an freiem Histamin im Körper wird durch folgende Faktoren beeinflusst:

  • Die Aktivität der Mastzellen: Bei hoher Mastzellaktivität werden große Mengen an Histamin freigesetzt.
  • Die Aktivität der Diaminoxidase (DAO): Dieses Enzym wird benötigt, um Histamin aus der Nahrung abzubauen.
  • Die Histaminaufnahme über die Nahrung
  • Die Histaminproduktion durch die Darmflora

Gestörter Histamin-Abbau durch DAO-Mangel

Bei gesunden Personen wird Histamin schnell durch verschiedene Enzyme abgebaut, v.a. durch die Diaminoxidase (DAO), aber auch durch die Histamin-N-Methyltransferase (HNMT).

Ursache der klassischen Histaminintoleranz ist ein Defekt bzw. die verminderte Aktivität des Enzyms DAO (DAO-Mangel). Ist deren Funktion eingeschränkt, steigt der Histaminspiegel an. Gründe für eine verminderte Aktivität der DAO können Magen-Darm-Erkrankungen, eine Hemmung der DAO oder eine genetische Vorbelastung sein.

Neben der DAO ist das Enzym HNMT der zweite wichtige Abbauweg für Histamin. Dass auch die Beeinträchtigung dieses Enzyms krankheitsrelevante Auswirkungen haben müsste, ist eine logische Schlussfolgerung, die aber noch nicht ausreichend belegt ist und daher nur vermutet werden kann.

In den meisten Fällen beruht eine Histaminintoleranz jedoch auf einem Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS).

Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS)

Mastzelle schematisch

Was sind Mastzellen?

Mastzellen sind Zellen des Immunsystems und für die unspezifische Immunabwehr von besonderer Bedeutung. Jede aller­gische (z. B. auf einen Bienenstich) und pseudoallergische Reaktion (z. B. Histaminintoleranz) wird von Mastzellen vermittelt. Mastzellen werden als Reaktion auf einen Kontakt mit Krankheits­erregern wie Viren, Bakterien oder Parasiten sowie Allergenen aktiv. Daneben haben Mastzellen vielseitige weitere Aufgaben u.a. bei der Blutdruckregulation, der Darmbeweglichkeit sowie der Schmerz- und Stressregulation.

Mastzellen kommen über den ganzen Körper verteilt im Bindegewebe vor. Besonders konzentriert sind Mastzellen überall dort, wo der Körper mit der Außenwelt in Kontakt steht. Zu diesen Körperoberflächen zählen beispielsweise die Haut, der Darm und die Atemwege sowie Einmündungen in Hohlorgane (z.B. Augen, Ohren). Auch in der Nähe von Blutgefäßen und Nerven sind vermehrt Mastzellen zu finden.

Die multifunktionalen Immunzellen helfen eine Infektion oder Fremdstoffe (Toxine, Chemikalien, Allergene) zu bekämpfen, indem sie zahlreiche verschiedene Stoffe wie Entzündungs­mediatoren, Zytokine und Histamin freisetzen (Mastzell-Degranulation). Diese chemischen Botenstoffe führen zu einer Reihe von Symptomen. Bei MCAS wird diese Funktion der Mastzellen hochreguliert und chronisch und tritt als Reaktion auf Substanzen auf, die oft keine wirkliche Bedrohung für den Körper darstellen. Dies kann zu vielseitigen Symptomen in verschiedenen Organen und Systemen des Körpers führen. Dabei treten die Symptome vermehrt dort auf, wo die Mastzellstimulatoren in den Körper eingedrungen sind. Wenn Mastzellen im Herzmuskel überaktiv sind, lösen sie einen zu schnellen Herzschlag oder sogar Rhythmusstörungen aus. Überaktive Mastzellen tragen auch wesentlich zu bekannten Erkrankungen bei, wie z.B. Endometriose, Reizblase, chronischer Prostatitis, Reizdarm, Hashimoto, psychischen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen.

Was ist das Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS)?

Das Mastzellaktivierungssyndrom ist eine chronische Multisystem­erkrankung (d.h. sie betrifft mehrere Organsysteme) mit entzündlichen und allergischen Komponenten. Dabei sind die Mastzellen „hyperaktiv“ und schütten zu viel Histamin und andere Boten­stoffe aus. Der Körper und seine Abbauenzyme sind überfordert, so dass es zu einer übermäßigen Ansammlung von Histamin und der Entwicklung von Symptomen kommt. Mastzellen setzen Histamin und Entzündungsbotenstoffe schubweise frei, was den stark wechselhaften Verlauf der Krankheit erklärt.

Was sind die Ursachen der Mastzellaktivierung?

Die Beschwerden bei MCAS beruhen vor allem auf einer Überaktivierung der Mastzellen und der dabei erhöhten Histaminfreisetzung. Daher können die Symptome auch bei normalen DAO-Werten (s.o.) auftreten.

Die Mastzellen werden von körpereigenen Immun- und Entzündungsfaktoren aktiviert, aber auch von Umweltfaktoren (z.B. Hitze, Kälte), Allergenen, Lebens­mitteln, Infektionen, Impfungen, bestimmten Medikamenten, Drogen und körperlichem oder psychischem Stress (Petra et al., 2014).

Eine der häufigsten Ursachen der Mastzellaktivierung ist eine Dysbiose im Darm, ein Ungleichgewicht der Darmflora. Schädliche Darmbakterien überwiegen und produzieren zum einen selbst Histamin. Zum anderen setzen sie Stoffe und Antigene frei, die die Mastzellen zusätzlich stimulieren Histamin auszuschütten. Gelangen Antigene von schädlichen Bakterien oder Nahrungsmitteln über eine geschädigte Darmschleimhaut (Leaky Gut) in den Blutkreislauf, können sie an den verschiedensten Stellen im Körper Symptome auslösen. Hier stehen schädliche Bakterien aus Fleischprodukten an erster Stelle.

Die bei HIT/MCAS häufig auftretende Verstopfung verschlimmert die Dysbiose im Darm zunehmend, so dass sich die Darmbakterien bis in den Dünndarm hinein ausbreiten können (SIBO: Small Intestinal Bacterial Overgrowth).

MCAS betrifft jeden 6. in Deutschland, aber offiziell gibt es die Diagnose nicht

Jeder 6. in Deutschland ist von MCAS betroffen.

Obwohl MCAS seit 2016 im internationalen Diagnosecode ICD-10 aufgeführt wird, existiert die offizielle Diagnose MCAS in Deutschland bisher nicht. Eine Studie ergab jedoch, dass etwa 17 % der Bevölkerung betroffen sind (Molderings et al., 2013).

Leider ist die Diagnose von MCAS aufgrund der vielfältigen, unspezifischen Symptome (s.u.) schwierig und ein Großteil der Betroffenen wird meist über Jahre von den verschiedensten Ärzten nicht richtig diagnostiziert. Die Verbreitung und Bedeutung von MCAS in der Bevölkerung ist vielen Ärzten auch nicht bekannt – was zu weiteren Fehldiagnosen führt. Da MCAS auch schwere psychische Probleme auslösen kann, werden die Beschwerden dann meist auf psychische Ursachen geschoben. Selbst wenn MCAS erkannt wird, kann die Diagnose gar nicht offiziell gestellt werden, da die Erkrankung im deutschen Gesundheitssystem als ICD-10 Code nicht existiert. Leider gibt es in Deutschland bislang auch nur wenige Experten auf diesem Gebiet.

Welche Rolle spielt die Ernährung bei MCAS?

Ein Mastzell-Aktivierungssyndrom (MCAS) geht in der Regel mit einer Histaminunverträglichkeit einher. Durch die Mastzellen wird bereits so viel Histamin freigesetzt, dass zusätzliches Histamin, das über die Nahrung aufgenommen oder freigesetzt wird, sehr problematisch sein kann. Bestimmte Lebensmittel können bereits vorhandene Symptome verstärken oder aber das Fass zum Überlaufen bringen. Im Gegenzug können Symptome durch eine histaminarme Ernährung oft gelindert werden (Maintz und Novak, 2007).

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Was sind typische Symptome von HIT und MCAS?

Eine bekannte Histaminintoleranz ist in den meisten Fällen eigentlich ein Mastzell-Aktivierungssyndrom mit vermehrter Bildung von Histamin durch die Mastzellen. Die Symptome von HIT und MCAS sind unspezifisch, sehr vielseitig und oft allergieähnlich. Sie betreffen vor allem die Haut, den Magen-Darm-Trakt, das Herz-Kreislauf-System, die Atemwege und das Nervensystem.

Leitsymptom Ödeme

Histamin führt vor allem zu Wasseransammlungen (Ödemen). Diese können auf den Darm beschränkt sein und zu einer gelähmten Darmbewegung mit Blähungen und Verstopfung führen oder auch im ganzen Körper (geschwollenes Gesicht, Bauch etc.) sichtbar werden. Die Ausprägung der Ödeme entspricht der Mastzellaktivität. Typisch ist ein schwankendes Körpergewicht – in Abhängigkeit von der Histaminausschüttung. Oft wirken Betroffene übergewichtig, obwohl zu viel Fett nur ein Teil des Problems ist. Entsprechend werden bei einer erfolgreichen Entlastungskur innerhalb von Tagen große Mengen an Wasser ausgeschieden.

Ödeme zu erkennen ist schwieriger als es klingt. Die Ödeme entstehen im Unterhautfettgewebe durch Histaminausschüttung von Mastzellen. Personen mit normalem Körpergewicht haben wenig Unterhautfettgewebe und kaum sichtbare Ödeme – bis auf den Darm, wo sie zu Verstopfung führen. Die prallen Ödeme bei Übergewichtigen dagegen werden meist nicht erkannt, weil sie als reines Fettgewebe fehlgedeutet werden. Reines Fettgewebe ist gut beweglich und wabbelt, ödematöses Unterhautfettgewebe ist prall. Die oft dramatischen Gewichtsabnahmen bei Fastenkuren bestehen vor allem in der Ausscheidung der Ödeme bei MCAS-Betroffenen.

Weitere Symptome

Häufige Symptome sind u.a.:

  • Ödeme im Gewebe
  • vorübergehender schneller Puls (Tachykardie) und/oder Bluthochdruck, Herzklopfen
  • Herzrhythmus­störungen
  • Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen/-krämpfe, Übelkeit
  • Hautrötung, Hautausschlag, Juckreiz, Nesselsucht, Angioödeme (Unterhaut-Schwellung)
  • verstopfte oder „laufende“ Nase
  • Kurzatmigkeit
  • Kopfschmerzen, Migräne, „Gehirnnebel“
  • Allergien, Asthma
  • psychische Beschwerden wie Ängste, Unruhe, Zwangsgedanken, grundlose Sorgen und Grübeln, starke Müdigkeit, Unkonzentriertheit
  • häufige Blutergüsse, schlechte Wundheilung

(Valent, 2013; Frieri, 2018, Hamilton und Scarlata, 2020)

Meist ist eine Kombination verschiedener Symptome vorhanden. Die Symptome treten gewöhnlich in Schüben auf, die mit der Zeit stärker werden. Auslöser können zum Beispiel Mahlzeiten oder bestimmte Nahrungsmittel sein, aber auch Medikamente, Stress, körperliche Anstrengung, Infekte, Hitze, Kälte, Wetterwechsel und Schlafmangel.

Der normale Histaminwert im Blut liegt unter 1 ng/ml. Zwischen 1 und 2 ng/ml steigen die Sekretion von Magensäure und die Herzfrequenz. Bei Werten zwischen 3 und 5 ng/ml kommt es zu Herzrasen, Kopfschmerzen, Hautrötungen/Flush, Nesselsucht und Juckreiz.

Migräne und „Brain Fog“, ein benebeltes Hirn, können auf MCAS und/oder einer verringerten DAO-Aktivität beruhen. Migräneattacken werden häufig durch histaminreiche Mahlzeiten ausgelöst. Vor allem die Kombination aus altem, histaminreichem Käse und Rotwein (Hemmer des Histaminabbau-Enzyms) ist in dieser Hinsicht problematisch.

Reizdarm – das Mastzellaktivierungssyndrom im Darm

Bei vielen Patienten mit MCAS wird die Diagnose Reizdarmsyndrom gestellt. Tatsächlich besteht ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Mastzellen und den Symptomen des Reizdarmsyndroms. Bei Patienten mit Reizdarmsyndrom sind die Mastzellen im Darm überaktiv. Im Darm sind daher höhere Mengen an Histamin vorhanden, die auch mit der Schwere der Symptome des Reizdarmsyndroms in Verbindung stehen. Der Unterschied zwischen Reizdarm und MCAS ist das Vorhandensein von Symptomen in weiteren Organsystemen als dem Verdauungstrakt (Boeckxstaens, 2018; Barbara et al., 2004; Smolinska et al., 2014). Bei Reizdarm liegt neben MCAS auch häufig eine SIBO vor oder entwickelt sich.

SIBO – häufige Folge von MCAS

Bei MCAS ist aufgrund der Ödeme im Darm eine chronische Verstopfung häufig. Aus dieser entwickelt sich meist eine SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth), eine Überwucherung des Dünndarms mit Bakterien, welche die MCAS-Symptome wiederum verstärkt. Bei SIBO wird das Essen anstelle von unseren Verdauungsenzymen immer mehr von Darmbakterien verdaut, die normalerweise im Dünndarm gar nicht vorkommen. Daher werden auch FODMAPs oft immer weniger vertragen. FODMAPs steht für fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und (and) Polyole wie Sorbit. Die Bakterien fermentieren diese sehr schnell und verursachen im Dünndarm schon relativ kurz nach Mahlzeiten Blähungen und andere Beschwerden. (Blähungen bedeutet übrigens nicht immer, dass Gase abgehen. Wenn der Darm gelähmt ist, verbleiben die Blähungen im Darm und es entwickelt sich ein Blähbauch.)

Daher sind die Reduktion der Darmdysbiose sowie die Verbesserung der Verdauungsleistung und Darmbeweglichkeit ein wichtiger Teil der Heilung.

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Die richtige Lebensmittelauswahl bei HIT und MCAS

Die Lebensmittel, welche bei HIT und/oder MCAS Symptome begünstigen, sind leider zahlreich. Die Histaminintoleranz ist die komplexeste Nahrungsmittel-Intoleranz und wird daher häufig als solche gar nicht erkannt.

Die Reduktion der Histaminaufnahme über die Nahrung ist bei HIT und MCAS zwar wichtig, aber leider nur ein Teil dessen, was man bei der Ernährung beachten muss:

  • Am wichtigsten ist das Meiden von Histaminliberatoren. Histaminliberatoren sind Lebensmittel, welche die Histaminausschüttung der Mastzellen fördern. Dazu gehören zum Beispiel Alkohol, Erdbeeren, Tomaten, Zitrusfrüchte, Hefe, Glutamat, Nitrate und Sulfit. Auch histaminreiche Lebensmittel können über die Histamin­rezeptoren die Mast­zellen dazu anregen noch mehr Histamin auszuschütten.
  • Neben Histamin können manchmal auch andere biogene Amine (Tyramin, Phenylethylamin und Serotonin) Symptome auslösen, da sie für den Abbau ebenfalls das Enzym DAO benötigen und hier bevorzugt werden. Auf diese Weise blockieren sie den Histamin­abbau. Einzelne biogene Amine haben zudem eine histamin­ähnliche Wirkung.
  • Hemmstoffe der abbauenden Enzyme von Histamin und anderen Aminen (DAO-Hemmer, HNMT-Hemmer, MAO-Hemmer) können sich ebenfalls ungünstig auswirken (z.B. Alkohol, Kakao).
  • Betroffene haben meist keine isolierte Histamin-Intoleranz, sondern auch andere Intoleranzen, insbesondere gegenüber Laktose, Fruktose und Gluten. Diese müssen individuell zusätzlich berücksichtigt werden.

Ob ein Lebensmittel verträglich ist, hängt von mehreren Faktoren ab, u.a. von der individuellen Verträglichkeit und der Menge. Oft werden kleine Mengen problematischer Lebensmittel gut vertragen. Sind die Mastzellen jedoch aufgrund anderer Reize (z.B. Stress, Infektion) bereits aktiver, können kleinere Mengen ausreichen, um Symptome hervorzurufen.

Histamingehalt von Lebensmitteln

Ganz frische Lebensmittel enthalten normalerweise nur geringe Mengen Histamin. Das Histamin entsteht gewöhnlich nachträglich im Lebensmittel. Große Mengen an Histamin sind vor allem in Lebensmitteln zu finden, die durch Gärung oder Fermentation mit Hilfe von Hefe- oder Bakterienkulturen hergestellt werden, z.B. Sauerkraut, Sojasauce, Käse, Salami, Wein, Sekt, Bier oder vergorene Fruchtsäfte. Daneben entsteht Histamin in Lebensmitteln, die lange gelagert werden. Mit zunehmender Reife, Weiterverarbeitung und Haltbarmachung von Speisen steigt deren Histamingehalt an. Histamin bildet sich beim Abbau der Aminosäure Histidin und daher vor allem in Lebensmitteln mit hohem Proteingehalt. Insbesondere in verderblichen Lebensmitteln wie Meeresfrüchten, Fisch und Fleisch kann der Histamingehalt (bei unsachgemäßer Lagerung) schnell rasant ansteigen.

Histamin kann aus einem Lebensmittel nicht entfernt werden. Es ist sowohl hitze- als auch kältestabil und kann weder durch Kochen noch durch Einfrieren zerstört werden. Daher muss die Entstehung von Anfang an verhindert werden. Hierfür sind eine ununter­brochene gute Kühlung sowie eine gute Hygiene wichtig.

Achtung: Auch bei frischen verderblichen Lebensmitteln kann im Darm der Histamingehalt noch stark ansteigen, vor allem bei längerer Verweildauer im Darm (Verstopfung). Daher können auch frisches Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte unverträglich sein.

Grundregeln zur Ernährung bei HIT:

  • Mahlzeiten aus frischen, möglichst unverarbeiteten Lebensmitteln selbst zubereiten
  • Fertigprodukte, hoch verarbeitete und konservierte Lebensmittel sowie Essen in Restaurants meiden
  • Vermeidung oder starke Reduktion von allgemein unverträglichen Lebensmitteln (s.u.)
  • Vermeidung von Lebensmitteln, die individuell Symptome auslösen
  • Überwiegend pflanzliche Lebensmittel wählen: frisches Gemüse, verträgliches Obst und (Pseudo-) Getreide
  • Obst, Milchprodukte, Weizen und anderes glutenhaltiges Getreide nach Verträglichkeit verwenden
  • Gute, ununterbrochene Kühlung verderblicher Lebensmittel
  • Proteinreiche Lebensmittel oder Essensreste einfrieren, um die Histaminbildung zu verlangsamen
  • Die Verträglichkeit ist oft eine Mengenfrage und unterscheidet sich individuell.

Bei HIT besonders geeignete Nahrungsergänzungsmittel

Meist verträgliche Lebensmittel:

Bei HIT geeignete Lebensmittel.
  • Frisches Gemüse: Brokkoli, Grüner Salat, Gurke, Karotte, Kartoffel, Kürbis, Mais, Paprika, Rote Bete, Spargel, Zucchini
  • Frisches Obst: Heidelbeere, Mango, Johannisbeere, Melone, Preiselbeere
  • (Pseudo-)Getreide: Quinoa, (roter, schwarzer) Reis, Mais, Hirse, Amarant
  • Chia-Samen, Leinsamen
  • In moderaten Mengen: Hafer, Dinkel nach individueller Verträglichkeit
  • Getreideprodukte ohne Hefe in kleinen Mengen, ggf. glutenfrei
  • Mungbohnen, gesprosste Mungbohnen, Dhal und Erbsenprotein in moderaten Mengen
  • Milchersatz: Reis-, Hafer-, Mandel- oder Kokosdrink
  • Speiseöle
  • Kräutertees

Häufig unverträgliche Lebensmittel:

Bei HIT ungeeignete Lebensmittel.

Histaminliberatoren, DAO-Hemmer sowie Lebensmittel mit hohem Gehalt an Histamin oder biogenen Aminen (fett Gedrucktes ganz meiden):

  • Meeresfrüchte, Fisch (besonders geräuchert und in Konserven)
  • Fleisch und Wurst: geräuchertes Fleisch, Schinken, Salami, Trockenfleisch haben besonders viel Histamin
  • Käse, vor allem Hartkäse: je älter und damit länger gereift, desto mehr Histamin
  • Eier, Milch, Gelatine
  • Gemüse: fermentiertes/eingelegtes/konserviertes Gemüse, Sauerkraut, Tomaten, Spinat, Aubergine, vorgeschnittener Salat
  • Obst: Erdbeeren, Himbeeren, Avocado, Zitrusfrüchte, Bananen, Ananas, Papaya, Kiwi, geschwefelte Trockenfrüchte
  • Sojaprodukte (Sojamilch, Tofu, Sojasaucen )
  • Bohnen und Hülsenfrüchte (besonders: Linsen, Sojabohnen, Erdnüsse)
  • Algen
  • Nüsse (unterschiedlich je nach Art, in geringen Mengen oft verträglich), vor allem Walnuss
  • Kakao, Schokolade
  • Hefe (Bäckerhefe, Bierhefe, Nährhefe als Geschmacksverstärker), Backwaren mit Hefe
  • Essig: vor allem Balsamico, Rot-/Weißweinessig
  • Fertiggerichte, konservierte Lebensmittel
  • Zusatzstoffe wie Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Glutamat
  • Koffein, Chinin (Bitter Lemon, Tonic Water, Energy Drinks)
  • Kaffee, Grüner Tee, Schwarzer Tee, Mate Tee
  • Alkohol (besonders Rotwein, Weizenbier)
  • Jod
  • FODMAPs: Milchzucker, Oligofruktose, Fruktose, Fruktane sowie die Polyole Sorbitol, Mannitol, Xylitol und Maltitol. Diese Kohlenhydrate kommen vorwiegend in Obst, Gemüse und Milch vor. Die Verträglichkeit der verschiedenen FODMAPs ist sehr unterschiedlich und auch stark dosisabhängig. Sorbit ist der unverträglichste.

Histaminintoleranz tritt meist im Rahmen von MCAS auf. Bei MCAS treten individuell verschieden auch diese auslösenden Lebensmittel auf (Hamilton und Scarlata, 2020):

  • Milchprodukte
  • Weizen und glutenhaltige Lebensmittel
  • Konservierungs- und Farbstoffe
  • Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin), Salicylate

Konkrete Hinweise auf eine spezifische Unverträglichkeit:

  1. Vermehrte Schleimbildung im Hals-Nasen-Rachenraum nach einer Mahlzeit
  2. Magen-Darm-Beschwerden nach der Mahlzeit (Blähungen, Durchfall, Verstopfung)
  3. Erhöhter Puls oder Blutdruck nach einer Mahlzeit
  4. Vielseitige weitere Symptome können verzögert auftreten.

Wenn Sie die Lebensmittelliste aufmerksam studiert haben, werden Sie sich fragen: „Was kann ich überhaupt noch essen?!“ Während der Entlastungskur ist es wichtig, relativ strikt zu sein. Der Zugewinn an Gesundheit und Lebensqualität ist so enorm, dass es das Opfer wert ist. Danach können Sie Schritt für Schritt herausfinden, welche Mengen auch von unverträglichen Nahrungsmitteln für Sie verträglich sind. Das ist von Person zu Person sehr unterschiedlich.

Eine ausführliche Verträglichkeitsliste mit Beurteilung einzelner Lebensmittel finden Sie auf der Internetseite der Schweizerischen Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz (SIGHI).

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8 Tipps zur Behandlung des Mastzellaktivierungssyndroms (MCAS)

Bei Verdacht auf MCAS oder einer Diagnose sind einige Lebensstilveränderungen für eine erfolgreiche Therapie unabdingbar. Folgende 8 Tipps bilden die wichtigsten Empfehlungen und sind besonders effektiv.

1. Histaminarme Ernährung

Vermeiden Sie histaminreiche Lebensmittel und Histaminliberatoren. Einen umfassenden Leitfaden für eine histaminarme Ernährung finden Sie oben. Ein wichtiges Löschmittel für Histamin ist Wasser. Trinken Sie mindestens 2 Liter gesunde Flüssigkeiten am Tag. 

2. MCAS-Auslöser vermeiden

Vermeiden Sie verschiedene Auslöser von MCAS wie extreme Temperaturen, Insektenstiche, Chemikalien in Körperpflegeprodukten, Medikamente, die Histamin freisetzen oder die DAO blockieren, Natriumbenzoat (Konservierungsmittel), Schadstoffe in der Luft, Schimmelsporen, Rauch, Schwermetalle und Anästhetika.

3. Darmgesundheit

Ein gesunder Darm ist ein Eckpfeiler der allgemeinen Gesundheit und eine Darmdysbiose die häufigste Ursache von MCAS. Eine nachhaltige Darmsanierung bildet daher die beste Therapie-Methode. Verzichten Sie auf Lebensmittel, die den Darm schädigen oder Entzündungen verursachen. Dr. Jacob’s Entlastungs- und Darmkur bietet Ihnen mit Hilfe komplementärer Gesundheitsmittel einen umfassenden Therapieplan.

4. Stabilisierung der Mastzellen

Aufgrund gesetzlicher Vorgaben können wir Sie leider nicht über natürliche Mittel zur Mastzellstabilisierung informieren. Sinnvoll kann der Einsatz der medikamentösen Mastzellstabilisatoren Rupatadin, Desloratadin oder Ketotifen und Famotidin sein.

5. Behandlung von Infektionen

Behandeln Sie bestehende Infektionen, um die Auslöser der Mastzellen zu reduzieren. Lassen Sie sich von einem ganzheitlichen Arzt auf bestehende Infektionen untersuchen sowie auf Krankheitserreger testen und behandeln. Haupttrigger sind akute und noch häufiger chronische bakterielle und virale Infektionen (z. B. EBV, Borrelien, Herpesviren, Zahnherde) und auch Impfungen.

6. Giftstoffe und Allergene identifizieren und beseitigen

Sie können die Belastung mit Toxinen in Ihrem täglichen Leben reduzieren, indem Sie z. B. auf die Inhaltsstoffe Ihrer Körperpflegeprodukte achten, natürliche Haushaltsreiniger verwenden und vorhandene Zahnfüllungen aus Amalgam (Quecksilber) entfernen lassen.

Frau liest im Bett.

7. Ausreichend guter Schlaf

Versuchen Sie, eine tägliche Routine einzuhalten, denn Ihr Tag-Nacht-Rhythmus ist eng mit Ihren täglichen Aktivitäten verbunden. Dies wird Ihnen dabei helfen, Ihre Schlafqualität zu verbessern. Ein erholsamer Schlaf ist wichtig, um die Auswirkungen von MCAS auf Ihr Leben zu verringern.

8. Stress reduzieren

Stress kann die Mastzellen aktivieren und sie dazu veranlassen Histamin freizusetzen. Versuchen Sie alltägliche Stressauslöser zu reduzieren und wenden Sie ggf. stressabbauende Maßnahmen wie Atemübungen und Meditation an.

Weiterlesen:

Externe Links:

 

Literaturempfehlung

Weitere Literatur:

- Barbara G, Stanghellini V, De Giorgio R, et al. (2004): Activated mast cells in proximity to colonic nerves correlate with abdominal pain in irritable bowel syndrome. Gastroenterology;126(3):693-702. DOI: 10.1053/j.gastro.2003.11.055
- Boeckxstaens GE (2018): The Emerging Role of Mast Cells in Irritable Bowel Syndrome. Gastroenterol Hepatol (N Y) 14(4): 250–252.
-
Frieri M (2018): Mast Cell Activation Syndrome: Clinic Rev Allerg Immunol 54, 353–365. DOI: 10.1007/s12016-015-8487-6
- Molderings GJ, Haenisch B, Bogdanow M, Fimmers R, Nöthen MM (2013): Familial occurrence of systemic mast cell activation disease. PLoS One;8(9):e76241. DOI: 10.1371/journal.pone.0076241
- Petra AI, Panagiotidou S, Stewart JM, Conti P, Theoharides TC (2014): Spectrum of mast cell activation disorders. Expert Rev Clin Immunol; 10(6):729-739. DOI: 10.1586/1744666X.2014.906302
- Smolinska S, Jutel M, Crameri R, O'Mahony L (2014): Histamine and gut mucosal immune regulation. Allergy; 69(3):273-281. DOI: 10.1111/all.12330
- Valent P (2013): Mast cell activation syndromes: definition and classification. Allergy;68(4):417-424. DOI: 10.1111/all.12126