Fischerei mit Grundschleppnetzen ist genauso klimaschädlich wie der Luftverkehr

Eine neue Studie zeigt, Fisch essen schadet den Meeren und dem Klima

von Dr. Ludwig Manfred Jacob

Schleppnetz-Fischerei

Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) soll man zweimal pro Woche Fisch essen – Umweltaspekte werden dabei nicht bedacht. Denn in der Regel angeln wir unsere Mahlzeit nicht selbst im See um die Ecke. Wie kommen die Fische auf unsere Teller und welche Auswirkungen hat die Fischereiwirtschaft auf die Umwelt?

Umstrittene Fischerei mit Schleppnetzen

Die wichtigsten Fischfanggeräte der Tiefseefischerei sind die sogenannten „Schleppnetze“, die hinter einem oder mehreren Schiffen hergezogen werden. Für den Fang von Fischen wie Scholle, Seezunge oder Garnelen, die auf dem Meeresgrund leben, werden Grundschleppnetze eingesetzt. In Wassertiefen von 100–1.500 m werden diese über den Meeresboden gezogen, um die Fische aufzuscheuchen. Sie bestehen meist aus einem trichterförmigen Fangsack dessen „maulartige“ Öffnung über unten liegende Gewichte und oben befindliche Schwimmkörper erzeugt wird. Scherbretter ziehen das Netz auseinander und können Furchen, ähnlich wie beim Pflügen, in den Boden ziehen, wodurch Sediment aufgewirbelt wird. Dass der Meeresboden dabei zerstört wird und viele darauf lebende Wesen vernichtet werden, ist zwangsläufig. Forscher warnen, dass so Laichplätze von Fischen aufgewühlt und Pflanzen entwurzelt werden. Dadurch verschlamme und versande der Meeresboden.
Laut einer Studie, die im Fachmagazin Nature veröffentlicht wurde, ist die umstrittene Grundschleppnetzfischerei mindestens genauso klimaschädlich wie der weltweite Luftverkehr. Das Aufwühlen des Bodens durch schweres Fanggerät setze jedes Jahr durchschnittlich 1 Gigatonne (1 Milliarde Tonnen) CO₂ frei, so die Autoren der Studie. Im Vergleich dazu war die Luftfahrt vor Corona für den Ausstoß von jährlich rund 900 Millionen Tonnen CO₂ verantwortlich.
Durch das Fanggeschirr werden organische Kohlenstoffverbindungen aus der aufgewühlten Sedimentschicht am Meeresboden freigesetzt und in klimaschädliches Kohlendioxid umgewandelt. Dadurch versauern die Ozeane schneller und die Meere können weniger CO₂ aus der Luft aufnehmen. Da die Meere der größte CO₂ Speicher der Erde sind, wird so der Treibhauseffekt verstärkt. Zudem sei die biologische Vielfalt der Meere durch die Fangmethoden bedroht, warnen die insgesamt 26 Meeresbiologen, Klimaexperten und Ökonomen in der Studie.

Schutzzonen – auch zum Nutzen der Fischer

Die Autoren der Studien plädieren für mehr Schutzzonen, in denen Schleppnetzfischerei verboten ist, um die Weltmeere besser zu schützen. Solche „Marine Protected Areas“ (MPA) gibt es bereits, jedoch sind die Vorschriften für diese weltweit uneinheitlich. Es liegt im Ermessen der Anrainerstaaten, ob in den Zonen gefischt werden darf oder Tourismus erlaubt ist.
Einen hohen Schutzstatus haben laut der Nature-Studie zurzeit nur 2,7 % der gesamten Weltmeere. Insgesamt sind nur 7 % mehr oder minder streng als Schutzgebiet ausgewiesen. Die Forscher fordern diesen Anteil auf mindestens 30 % zu erhöhen, besser wären bis zu 45 % – je nachdem, wie viel an biologischer Vielfalt und Fischreichtum die Weltgemeinschaft erhalten will.
Den Wissenschaftlern geht es dabei nicht allein um den Schutz der Umwelt. Die Fischerei würde von der Erholung der Meeresböden ebenfalls profitieren: Der Schutz strategischer Meeresgebiete könne bis zu 8 Millionen Tonnen Meeresfrüchte zusätzlich produzieren.

Sollte man Fisch noch kaufen?

Die weltweite Nachfrage nach Fisch und Fischprodukten ist viel zu hoch und kann auf dem jetzigen Niveau nicht aufrechterhalten werden, ohne die Umwelt massiv zu beeinträchtigen. Der WWF empfiehlt weniger Fischprodukte zu kaufen und Meeresfrüchte als Delikatesse zu genießen.

Braucht man Fisch, um sich gesund zu ernähren?

Fette Fische wie Lachs, Makrele oder Heilbutt enthalten Omega-3-Fettsäuren, sind aber auch besonders stark mit gefährlichen Schadstoffen (Dioxin, PCBs und Quecksilber) belastet. Omega-3-Fettsäuren kann man schadstoff- und umweltfreundlich als AHA aus Leinöl, Chia-Samen, Hanf oder Walnüssen oder als DHA und EPA (wie in Fisch) aus Algenöl aufnehmen.
Fisch liefert Jod, Selen, Vitamin D und B12 sowie Eiweiß – alles Nährstoffe, die man einfach und gesund auch aus pflanzlichen Quellen oder durch Supplemente (Jod-Probio, Vitamin D3 forte) aufnehmen kann. Zudem ist eine zuverlässige Vitamin-D-Versorgung durch Fisch nicht möglich, da der Gehalt zu unterschiedlich ist. Mit anderen Worten: Fisch muss nicht Teil einer gesunden Ernährung sein.
Tatsächlich schnitten in Sachen Gesundheit in der Adventist Health Studie 2 Veganer noch deutlich besser als Mischköstler und Pescetarier ab, wie in Dr. Jacobs Weg dokumentiert wird.
Es spricht also nichts dagegen, sondern vieles dafür, im Rahmen einer vegetarischen oder veganen Ernährung, komplett auf Fisch zu verzichten, wenn man auf bestimmte Mikronährstoffe achtet. Zumal sich im Fleisch von Fischen und Schalentieren, durch die zunehmende Verschmutzung der Gewässer und Weltmeere, hohe Konzentrationen von Giftstoffen ansammeln können.

Vegane Alternativen

Unzählige vielfältige und köstliche vegane Rezepte lassen auch in der rein pflanzlichen Küche nie Langeweile aufkommen – von veganem Lachs über jodreiche Meeressalate auf Algenbasis zu täuschend echten Fischstäbchen, die vollkommen pflanzlich hergestellt werden. Unser Tipp: Das Kochbuch Simply Eat – So kochen Sie gesund, pflanzlich und lecker.

 

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